Ameisen: Massive Verluste, alarmierende Zahlen
Ameisen tragen allein durch ihre Pflege von Rinden-, Schild- und Blattläusen zur Steigerung der Honigtauproduktion bei, wovon wiederum unsere Honigbienen profitieren. Außerdem sind sie für viele Tierarten eine wichtige Nahrungsquelle, vor allem für zahlreiche Vogelarten, darunter besonders für den Specht.
In Deutschland leben 116 verschiedene Ameisenarten, in Bayern sind 87 Ameisenarten bekannt. Davon werden 59 Arten in der „Roten Liste gefährdeter Ameisen Bayerns“ geführt. Am auffälligsten sind die heimischen Waldameisen mit ihren großen Nesthügeln. Ihre Bestände befinden sich in starkem Rückgang; in unseren Wäldern gibt es nur noch Restbestände der ehemals sehr zahlreichen Vorkommen, obwohl sie seit über 200 Jahren unter Naturschutz stehen.
Enorme Verluste im Landkreis und in allen Regionen Deutschlands
Im Landkreis Schwandorf sind bayernweit mit 3180 Völkern die meisten Waldameisenbestände kartiert. Die Ameisenschutzwarte Bayern mit Sitz in Nabburg geht davon aus, dass etwa ein Drittel dieser Völker in den letzten 6 Jahren ausgestorben ist.
Insgesamt werden enorme Verluste aus allen Regionen Deutschlands verzeichnet. Selbst durch Ameisenheger intensiv betreute Bestände sind davon betroffen. Hier drei Beispiele:
- Eine große Kolonie der dunklen Waldameise in der Rhön zählte ehemals 32 Völker; davon leben noch drei.
- Eine Kolonie mit 16 großen Einzelnestern der kahlrückigen Waldameise im Landkreis Erding ist innerhalb von vier Jahren auf drei kleine Nester geschrumpft.
- Im Jahr 2017 ist über den Winter eine Waldameisenkolonie mit 20 großen Einzelvölkern im Landkreis Wunsiedel ausgestorben.
Eine Studie zum Waldameisenrückgang im Forstamt Weilburg nennt ebenfalls dramatische Zahlen. Nach 25 Jahren Waldameisen-Kartierung hat dort die Zahl der Völker um 85,2 % abgenommen, die von Waldameisen bewohnte Nestfläche gar um 94,9 %.
Ameisenschutzwarte nennt vielfältige Ursachen
Hubert Fleischmann von der Ameisenschutzwarte Bayern beschreibt vielfältige Ursachen für die Verluste:
Zum einen fehlt es an Eiweißnahrung (Stichwort Insektensterben) im Spätherbst, so dass die Ameisen sich das erforderliche Fettpolster für die Überwinterung nicht anfressen können. Ameisen haben keine externen Futtervorräte, so dass bei Witterungsverhältnissen wie im Frühjahr 2021 nicht rechtzeitig Nahrung von außen eingetragen werden konnte.
Ausschlaggebend sind auch die extrem hohen Temperaturen der letzten Jahre und die dadurch entstandene Trockenheit, so dass die Bäume große Probleme mit der Flüssigkeitsversorgung hatten. Das bedeutete wiederum für die Ameisen, dass die Honigtauerzeuger (Rinden-, Schild- und Blattläuse) ebenfalls in ihrer Entwicklung gehemmt waren und so der für die Ameisen so wichtige Honigtau nicht produziert werden konnte.
Ein weiterer, bedeutender Grund für den Rückgang der Ameisenbestände ist die Zerschneidung und Vernichtung ihrer Lebensräume, durch den Flächenverbrauch und durch alle Arten von Baumaßnahmen. Hinzu kommen noch die Sturmschäden in den letzten Jahren und Jahrzehnten.
Rücksichtsloser Umgang mit kleineren Ameisenarten
Bei Waldameisen ist der Ausfall der Völker leicht festzustellen. Deutlich schwieriger ist die Einschätzung der Rückgänge bei den vielen kleineren Ameisenarten. Gerade im Bereich von Gärten und anderen Flächen wird ihnen mit allen möglichen Methoden zu Leibe gerückt. Erschreckend ist die Tatsache, dass sogar auf Kinderspielplätzen mit Insektiziden Jagd auf die Krabbler gemacht wird. Dies geschieht in kleinen Kommunen genauso wie in Großstädten. Es werden hohe Mengen von Giften ausgebracht, die dort über lange Zeit verbleiben, so dass sie auch von den Kindern aufgenommen werden können. Dabei wäre es einfach, die Ameisen aus den Spielbereichen fernzuhalten, und zwar durch regelmäßigen Austausch des Sandes. Gleiches gilt für den Tausch angefaulter Teile von Spielgeräten und Klettereinrichtungen aus Holz.
Sollten sich die Beeinträchtigungen auf unsere Ameisen weiter so fortsetzen, könnten bald in manchen Gegenden Ameisen vollständig verschwunden sein. Die negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme wären enorm.