Der Bund Naturschutz lud zum Klimawandel-Vortrag „Sind wir noch zu retten?“ ein
Begrüßung
Peter Pracht, stellvertretender Vorsitzender des Bund Naturschutz in Schwandorf begrüßte die Gäste mit dem Hinweis, dass dieser erste Vortrag eine Vortragsreihe begründen soll, die in unregelmäßigen Abständen unter dem Motto “Energie- und Zukunftsfragen” stehen wird.
Der Bund Naturschutz kümmere sich nämlich nicht nur um Biotop- und Artenschutz, nein, er mache sich auch Sorgen um die Bewahrung der gesamten Schöpfung im Jetzt und in der Zukunft: "Wir Menschen leben jetzt schon lange in Zeiten, in denen wir mit unserem Tun in wesentliche biologische, geologische und atmosphärische Prozesse unserer Umwelt immer mehr eingreifen.
Dieses Zeitalter wird deshalb neuerdings auch “Anthropozän” genannt - das von Menschen geformte Zeitalter.
Eine reife Leistung , wenn man bedenkt , dass wir in erdgeschichtlichen Dimensionen gedacht, erst vor ein paar Minuten eingewechselt worden sind.
Eine Auswirkung unseres "menschlichen Schaffens" zeigt sich im sogenannten “Klimawandel”, der für uns die Lebensbedingungen auf dieser Erde maßgeblich verändern wird".
Die Zahlen und Fakten zu diesem Thema erläuterte unser Referent Dipl.-Ing. Uwe Seidel aus Teublitz, Inhaber eines Ingenieurbüros für Bauphysik und Brandschutz in Teublitz. Er ist Mitglied des Bund Naturschutz hier in Schwandorf und befasst sich schon länger, teils auch berufsbedingt mit den Folgen des Klimawandels.
Klimaneutralität alleine wird nicht reichen
Der Vortrag „Sind wir noch zu retten…“ zeigte anhand umfassender Fakten aus allen Bereichen, wie weit die Menschheit mit ihrer Selbstüberschätzung bereits Natur und Umwelt, teilweise irreparabel, verändert hat und weiter verändert.
Es wurde erklärt, dass die physikalischen Grundlagen hinter den steigenden Temperaturen durch unseren CO²-Ausstoss bereits seit den 1890er Jahren klar sind. Die sogenannte große Beschleunigung seit den 1950- er Jahren beschreibt, wie immer mehr Menschen immer mehr Rohstoffe und Energie benötigten, um einen sogenannten Lebensstandard oder auch „Wohlstand“ zu erreichen und immer weiter zu steigern. Das weltweite CO² Budget ist zu 90% mehrheitlich durch den Aufstieg der Industrienationen aufgebraucht. Der Mensch schuf sich Systeme, die ihn unermüdlich zwingen zu verbrauchen, zu wachsen und die Ressourcen unseres kleinen blauen Planeten bis zur Erschöpfung zu plündern. Der Referent erläuterte auch, dass es nicht nur allein um die Klimaerwärmung und ein 1,5°C – Ziel geht. Es geht um sehr viel mehr. Es geht um den Eintrag von giftigen Stoffen aller Beteiligten und nicht nur der Landwirtschaft in unsere Böden und Ozeane. Es geht um die Versiegelung von Flächen, Fragmentierung zusammenhängender Natur und Ökosysteme, um Artensterben und durch immer mehr Junk-Food auch um uns selbst, wie die steigenden Adipositasfälle nicht mehr nur in Amerika zeigen.
Es geht darum, dass alles mit allem zusammenhängt.
Eine Energiewende allein werde keine ausreichende Trendumkehr bringen, wenn sich die Menschheit nicht davon verabschiedet immer mehr „Zeug“ zu verbrauchen. Jegliche Effizienz wird durch exponentielles Wachstum aufgefressen. Wesentlich sei es, den Zusammenhang zwischen zwanghaftem Wirtschaftswachstum und der massiven Schädigung der Umwelt sowie dem Klimawandel zu begreifen. Der Referent rief daher gerade seine eigene Generation (Boomer), die die zahlenmäßig stärkste und finanzkräftigste ist, auf, die jungen Generationen zu unterstützen. Die jungen Leute kämpfen gerade für ihre Zukunft nur leider mit wenig Erfolg. Es passiert einfach zu wenig. Das System muss zu einer Gemeinwohlwirtschaft transformiert werden, welche die Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen erhält. „Meine Generation hat hier komplett versagt“ so der Referent.
Jeder müsse sich heute selbst informieren und kann sich auch selbst informieren. Jeder kann dann seine Schlüsse ziehen und handeln. Es gibt bereits viele gute Ansätze, die diskutiert und umgesetzt werden müssten. Die anschließende Diskussion zeigte die Dringlichkeit dieser Gesamtbetrachtung und fand allgemeine Zustimmung. Es wurde jedoch auch geäußert, dass viele Menschen das noch nicht wahrhaben wollen oder einfach zu wenig informiert sind. Die dargestellten Fakten sollten bereits in den Schulen diskutiert werden, so einige Vorschläge aus dem Publikum.
Hier geht es mit freundlicher Genehmigung von Uwe Seidel zu den Zahlen und Fakten