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"Tag der Natur" im Lindauer Quellmoor

Die jährliche Gemeinschaftsveranstaltung von Ameisenschutzwarte, LBV und Bund Naturschutz wurde dieses Jahr vom Landesbund für Vogelschutz organisiert. Erkundet wurde das Lindauer Quellmoor, ein ca. 3,4 ha großes Naturbiotop bei Schönsee,

das sich seit 1985 im Besitz des LBV befindet.

26.05.2022

An die 50 Exkursionsteilnehmer fanden sich im hintersten Zipfel des Landkreises Schwandorf ein, um die Naturschönheiten in diesem Gebiet kennenzulernen.
Zeno Bäumler, 1.Vorsitzender des LBV Schwandorf begrüßte zusammen mit Peter Pracht (2.Vorsitzender BN Kreisgruppe Schwandorf) und mit Hubert Fleischmann von der Ameisenschutzwarte die angereisten Naturfreunde.
Die Führung übernahm Prof. Dr. Werner Schuler, der frühere Vorsitzende des LBV Schwandorf, der das Gebiet seit dem Erwerb mitbetreut.
In gut zwei Stunden wanderte die Gruppe durch das Feuchtgebiet und entdeckte so manche botanische Rarität wie z.B. das Breitblättrige Knabenkraut  und das Waldläusekraut. Näheres dazu erzählte Prof. Schuler während der Wanderung (siehe unten).
Aufmerksame Beobachter konnten am Himmel zudem schöne Entdeckungen  machen, wie z.B. einen Rotmilan, zwei Wespenbussarde und einen Schwarzstorch,
der über der Exkursion kreiste.
Im Anschluss endete der schöne Nachmittag mit  einer Einkehr beim Lindauer Wirt.

Werner Schuler erzählt :
"Am 21. Juni 1985 vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern mit Unterstützung durch den
Bayr. Naturschutzfonds erworben. Der Vorbesitzer willigte erst nach schwierigen Verhandlungen in den Verkauf ein,
verhinderte jedoch durch seinen (bewaffneten) Widerstand gegen die Naturschutzbehörden eine Ausweisung als Naturdenkmal.
Seit 2007 Geschützter Landschaftsbestandteil.
Am Weg zum Grundstück Haselwurz und Einbeere. Beim Betreten von Osten fallen im Frühjahr die hellgelben Korbblüten der Niedrigen Schwarzwurzel auf,
außerdem das Waldläusekraut und etwas später das Breitblättrige Knabenkraut. Der Gesamteindruck ist der von Vielfalt: Während die Nachbargrundstücke einheitlich
aussehen, sehen wir hier Flächen mit niedrigem Bewuchs, Staudenfluren, Büsche und Bäume; trockene Bereiche, feuchte, sumpfige, ganz nasse.
Bei der Erfassung der Pflanzen im Juni 1985 zählte Biologe Hofmann 110 Pflanzenarten, von denen das Katzenpfötchen und der Fieberklee leider nicht mehr vorkommen.
Bei der Biotopkartierung 2015 fand Biologin Susanne Schwab 160 Pflanzenarten, darunter Mückenhändelwurz, Weiße Waldhyazinthe und Arnica.
lm Auftrag des Naturparks Oberpfälzer Wald erfassten im Jahr 2018 Jana und Wolfgang Kaiser zusammen mit Thomas Lobinger einige Tiergruppen.
Sie wiesen 5 Arten von Fledermäusen durch Registrierung von Rufen nach. Sie beobachteten 36 Vogelarten, wobei das noch 1993
brütende Braunkehlchen heute leider fehlt. Von Reptilien fanden sie Waldeidechse, Ringelnatter und Kreuzotter. Diese pflanzt sich im Quellmoor auch fort: Vor Jahren entdeckte der
unvergessene Anton Obendorfer bei einer Führung kleine Junge. 32 Arten von Tagfaltern fanden die drei Autoren, 1990 kamen noch 5 weitere Arten vor. Nachtfalter fanden sie 9 Arten,
1990 war es noch eine mehr. Sie fanden weiter 14 Heuschreckenarten und 4 Arten Libellen
Als Besonderheit entdeckten sie noch mehrere Exemplare und eine Paarung des Trauerrosenkäfers.
Diese professionellen Kartierungen sind durch weitere Beobachtungen zu ergänzen: das Hermelin, die Raupe des Skabiosenschwämers, die Haselmaus in einem Nistkasten, eine Schilf-
spinne bestimmt von einer befreundeten Biologin, weitere Libellenarten, die unser Libellen und Amphibiengewässer besuchten, als es nach der Wiederherstellung noch offen war.
Spezialisten können im Quellmoor ein interessantes Betätigungsfeld finden: Bienen, Fliegen, Käfer, Ameisen und andere lnsektengruppen sowie Spinnen und Kleinsäuger warten darauf.
In den ersten zehn Jahren pflegte die LBV-Kreisgruppe Schwandorf die Wiesenbereiche jeweils in einem heldenhaften Großeinsatz im Herbst: Zwei Tage lang lief der Balkenmäher,
wurde Material zusammengerecht und beseitigt. In den Folgejahren entwickelte sich der Landschaftspflegeverband, der Naturpark und die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring.
Heute organisiert Markus Kurz vom Naturpark Oberpfälzer Wald die Pflege, die überwiegend vom Landwirt Hans Linsmeier aus Lindau ausgeführt wird. Neben der Mahd mussten auch Bü
sche und Bäume entfernt werden, was heute auch Herr Linsmeier übernimmt. Ab Mitte der 1990er Jahre haben wir im nördlichen Teil jährlich im Winter nach und nach die riesigen ca. 30 Jahre
alten Kugelbüsche abgeschnitten und gehäckselt. Ohne Georg Siess und seine Motorsäge wäre das nicht möglich gewesen."

Auszug aus dem Exkursionsscript von Prof. Dr. Schuler