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Besuch beim BN-Ziegenbeweidungsprojekt in Stein bei Pfreimd

Der BUND Naturschutz (BN) verfolgt das Ziel, die natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen und die Biodiversität im Ganzen vor weiterer Zerstörung zu bewahren und wiederherzustellen.

Ein gutes Beispiel dafür findet sich in Stein bei Pfreimd, wo durch ein Ziegenbeweidungsprojekt des BN die wertvollen Silikatmagerrasenhänge bewahrt werden.

 

(alle Fotos P.+C. Pracht)

21.05.2023

Nach der Begrüßung durch den stellv. BN-Kreisvorsitzenden Peter Pracht übernahm zunächst Landschaftsarchitekt und BN-Mitglied Gottfried Blank die Aufgabe, den Besuchern die Enstehungsgeschichte und die Hintergründe dieses BN-Engagements, sowie die biologische Bedeutung zu erläutern.
Über Jahrhunderte wurden die steilen Silikatmagerrasenhänge in Stein entlang des Flusses Pfreimd von Bauern mit Ziegen und Schafen beweidet. Dabei entwickelte sich eine Kulturlandschaft mit einer einzigartigen Vielfalt an Pflanzen und Tieren. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Beweidung nach und nach aufgegeben. Die Hänge verbuschten vor allem mit Schlehe und Ginster und die wärme- und sonnenliebenden Bewohner drohten zu verschwinden. 1987 begann die BUND Naturschutz Ortsgruppe Pfreimd mit dem Freischneiden der Flächen und der Beweidung der Hänge.

Einzigartige Fauna und Flora
Inzwischen wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, die den Sinn und den Erfolg der Beweidung dokumentieren:
Die Experten fanden 81 Wildbienenarten, 14 Grabwespenarten und 5 Faltenwespenarten.
Als Tagfalter sind der Braune Feuerfalter oder der Trauermantel neben vielen Nachtfaltern zu nennen.
Für die Heuschrecken sind die Westliche Beißschrecke, die Feldgrille und der Rotleibige Grashüpfer erwähnenswert. Bei einer Erhebung der Ameisenfauna wurden 33 Arten erfasst, darunter 21 der Roten Liste Bayerns! 
Auch die Flora bietet Raritäten. Unter den höheren Pflanzen kommt eine Reihe von Rote Liste-Arten vor; besonders bedeutsam
sind die Rauhe Nelke, das Gelbliche Filzkraut (Rote Liste 1!) und das Bunte Vergissmeinnicht.

Thüringer Waldziegen als Landschaftspfleger
Anschließend erklärte Arnold Kimmerl, langjähriger früherer BN-Vize und ehemaliger  Bürgermeister von Pfreimd seine ehrenamtliche Tätigkeit
als Projektleiter des Landschaftspflegeprojekts Ziegenbeweidung bei Stein.
Die robuste und widerstandsfähige Thüringer Waldziege hat sich als optimaler Landschaftspfleger für die mageren und zum Teil steilen, felsigen Hänge herausgestellt.  In den 1980er Jahren gab es in Deutschland nur noch 120 Tiere. Sie gilt seither als gefährdete Haustierrasse.
Die Thüringer Waldziege ist extrem robust und widerstandsfähig. Sie ist für die im Thüringer Wald herrschenden teils rauhen Bedingungen gezüchtet. Harte Winter und hohe Niederschlagsmengen machen den Tieren kaum etwas aus. Aufgrund dieser Eigenschaften ist diese Ziegenrasse gut für die Landschaftspflege geeignet. Die Tiere leben ganzjährig auf den verschiedenen Beweidungsflächen und erhalten nur im Winter eine Zufütterung.
Derzeit sind 6 ganz junge Ziegenkitze mit im Herdenverband und zur Freude der anwesenden Kinder ging es zum Abschluß für die wagemutigen ins steile Gelände um mit der Ziegenherde auf Tuchfühlung zu gehen. Die Neugierde war beiderseits sichtbar.
Während Arnod Kimmerl die begeisterten Kinder in die Nähe der Ziegen begleitete führte Gottfried Blank die pflanzenbegeisterten Erwachsene
zu einigen floristischen Besonderheiten. Nachdem alle wieder wohlbehalten aus den Hängen zurückgekehrt waren, genoß man das herrliche Wetter an den mitgebrachten Biertischen mit Blick auf die umherwandernden Ziegen.