Amphibien in der Oberpfalz auf Wanderschaft
„Die Zahlen gehen aber leider in vielen Tälern zurück. Wenn wir nicht
entschieden gegen die Klimakrise vorgehen, werden die trockenen
Sommer und Frühjahre, die wir in den letzten Jahren gehäuft erlebt
haben, zur Regel. Selbst Allerweltsarten wie Erdkröte und Grasfrosch
könnten dann zu einem seltenen Anblick werden“, so Richard Mergner,
Landesvorsitzender des BN.
„Am Übergang hier an der Mauertsmühle bei Berg b. Neumarkt wurde
die Straße neu gebaut und mit zwei Durchlässen versehen. Die Aufgabe
besteht nun darin, zu prüfen, ob die Durchlässe angenommen werden.
Ein Amphibienzaun muss trotzdem aufgebaut werden, da keine
Leiteinrichtung entlang der Straße vorhanden ist. Auch hier waren es
letztes Jahr nur 703 von maximal 1700 Tieren in einem der Vorjahre.
Gelegentlich gibt es je nach Witterung im Frühjahr Schwankungen,
aber die Abnahme ist leider ein klarer Trend, der auch mit der
Trockenheit infolge der Klimakrise zu tun hat.“, so Dr. Josef
Guttenberger, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neumarkt. „Wir
versuchen in der Nähe ein Laichgewässer zu renaturieren, um die
Amphibien dazu zu bewegen, die Straße nicht mehr zu überqueren.
Unser Ziel ist, im Landkreis weitere Laichgewässer anzulegen bzw. zu
sichern.“
Viele Amphibien können wir mit Hilfe von Ehrenamtlichen vor dem Straßentod retten
„Für den Schutz der Amphibien, die aufgrund ihrer schnell
austrocknenden Haut auf Feuchtigkeit angewiesen sind, müssen die
Gewässer im Landkreis besser geschützt oder renaturiert sowie
feuchte Wiesen und Weiden erhalten werden“, fordert Reinhard
Scheuerlein, Regionalreferent für die Oberpfalz. „Viele Amphibien
können wir mit Hilfe von Ehrenamtlichen vor dem Straßentod retten.
Aber das hilft langfristig nur, wenn auch ihre Lebensräume erhalten
bleiben, nicht durch neue Straßenplanungen zerschnitten werden und
wenn neue Biotope entwickelt werden.“
An den ersten Tagen mit milderen Temperaturen und frostfreien
Nächten haben Kröten, Frösche und Molche in diesem Jahr bereits
Ende Februar begonnen, sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern
machen. Ab einer nächtlichen Temperatur von circa 5 °C und
insbesondere bei regnerischem Wetter sind die
fortpflanzungsbereiten Tiere dann massenweise auf Wanderschaft.
Weniger Amphibien
Deshalb sind in diesen Wochen wieder zahlreiche ehrenamtlich Aktive
des BUND Naturschutz an Straßenrändern unterwegs, kontrollieren
jeden Abend und oft auch morgens die Fangzäune und bringen die
eingesammelten Tiere sicher auf die andere Straßenseite. Allerdings
stellen immer mehr Helferinnen und Helfer in den letzten Jahren fest,
dass an vielen Übergängen die Anzahl der Tiere sinkt.
Amphibienschutz im Lkr. Neumarkt
Der BN betreut im Landkreis Neumarkt aktuell zwölf Amphibienschutz-
zäune und Straßenabschnitte mit insgesamt 3000 Metern Zaunlänge,
davon einer für Feuersalamander. Etwa 50 ehrenamtliche Helferinnen
und Helfer begehen die Übergänge über vier bis fünf Wochen täglich
morgens und abends. Im letzten Jahr konnten auf diese Weise mehr
als 4.600 Erdkröten, Teichmolche und Grasfrösche im Landkreis
Neumarkt vor dem Tod auf den Straßen bewahrt werden.
„An Wanderstrecken, die schon seit Jahrzehnten betreut werden,
sieht man, dass der langjährige Trend negativ ist. Im Durchschnitt
ist die Anzahl der Erdkröten von 1.100 je Übergang im Jahr 2001 auf
387 im Jahr 2020 zurückgegangen“, so Dr. Josef Guttenberger.
„Besonders drastisch war der Einbruch am Amphibienübergang in
Pirkach, wo die Zahlen innerhalb von 4 Jahren auf nur mehr 20 %
zurückgingen. Von ursprünglich 24 betreuten Übergängen wurden 6
mit festen Leiteinrichtungen versehen und an zwei davon ein
Ersatzlaichbiotop angelegt. Vier Vorkommen sind erloschen.“
Möglichkeit zum Mithelfen bei der Amphibienrettung gibt es
bayernweit. Die lokalen Kontaktadressen sind im Internet zu finden:
www.bund-naturschutz.de/aktionen/amphibien-retter-werden
* Der BN bittet alle Autofahrer in den kommenden Wochen um
besondere Vorsicht und Rücksichtnahme.
* Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den
Amphibienzäunen und Übergängen.
* Achten Sie an den Stellen, an denen Amphibienübergänge sind, auf
die Helfer, die am Straßenrand Tiere einsammeln.
* Reduzieren Sie Ihr Tempo auf Straßen, die an Teichen oder
Feuchtgebieten vorbeiführen, auch wenn keine Warnhinweise
aufgestellt sind.
* Sie haben eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren
wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist? Melden Sie sich bitte
per Mail an:
amphibien@bund-naturschutz.de