35 Jahre Atom-Gau Tschernobyl: Mit jedem Tag wächst das Risiko
Anlässlich 35 Jahre Atom-Gau in Tschernobyl fordert der BUND
Naturschutz einen sofortigen und vollständigen Atomausstieg und
einen klaren Einsatz von CSU und der bayerischen Staatsregierung
gegen jegliche Förderung der Atomenergie. „Leider lehnte die
Bundestagsmehrheit mit den Stimmen der bayerischen CSU- und FDP -
Bundestagsabgeordneten schon im 2012 einen Austritt Deutschlands
aus dem Euratom-Vertrag zur Förderung der Kernenergie ab. Ebenso
gibt es keinen Protest aus Bayern gegen die aktuell beschlossene
Förderung des atomaren Versuchsreaktor ITER mit über 5 Milliarden
Euro“, kritisiert BN Landesvorsitzender Richard Mergner. Gleichzeitig
appelliert der BUND Naturschutz an Ministerpräsident Markus Söder
sich entschiedener gegen den Bau eines weiteren Atomreaktors im
tschechischen Dukovany und die Inbetriebnahme des slowakischen
Problemreaktors Mochovce 3 einsetzen. „Die immer noch messbare
Verstrahlung bayerischen Waldbodens durch den Fallout von
Tschernobyl muss zu politischen Konsequenzen führen“, so Mergner.
Am 26. April 1986 explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl.
Der BN hat sich damals massiv gegen die Verharmlosungsstrategie von
CSU und Staatsregierung eingesetzt, eigene Messungen der
Radioaktivität durchgeführt und die Bevölkerung gewarnt. Die
Auswirkungen der Reaktorkatastrophe sind bis heute auch in Bayern
messbar. Bestimmte Pilze und Wildarten, insbesondere in
Südostbayern, weisen überhöhte Radioaktivität auf und sollten nicht
verzehrt werden. Trotz der Langzeitfolgen und des Wissens um die
tödlichen Gefahren bedroht Atomkraft 35 Jahre nach Tschernobyl und
zehn Jahre nach Fukushima noch immer Mensch und Natur. Auch in
Deutschland und Europa, direkt vor unserer Haustür. So stellen auch die
Atomkraftwerke Gundremmingen C und Isar 2 weiter ein erhebliches
Sicherheitsproblem dar. Der BUND Naturschutz fordert daher einen
sofortigen und vollständigen Atomausstieg.
Edo Günther, Vorsitzender des BUND Arbeitskreises Atomenergie und
Strahlenschutz: „Ein Super-GAU ist jederzeit möglich. Dieses
permanente Risiko hat unsere Gesellschaft nie akzeptiert. Doch auch
hierzulande ist die Gefahr nicht gebannt. Die letzten Reaktoren, zu
denen auch Isar 2 gehört, werden erst Ende 2022 abgeschaltet. Dabei
erhöht jeder Tag das Risiko. Und selbst nach dem Atomausstieg befeuert
Deutschland weiterhin das nukleare System, denn die
Urananreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik in
Lingen laufen unbefristet weiter. Die Zwischenlager- und Rückbaufragen
sind keineswegs gelöst. Dabei ist vollkommen klar: Es braucht einen
kompletten Atomausstieg in Bayern, Deutschland und weltweit. Anstatt
auf hochgefährliche Technologien zu setzen, sollte die Bundesregierung
endlich den notwendigen naturverträglichen Ausbau Erneuerbarer
Energien vorantreiben.“
Der Super-GAU von Tschernobyl
Am 26. April 1986 meldeten die internationalen Presseagenturen einen
Unfall im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl. Nach einer kurzen
Phase der Verharmlosung wurde relativ schnell das katastrophale
Ausmaß der Havarie klar. Das radioaktive Inventar von Block 4 des AKW
Tschernobyl wurde freigesetzt und von wechselnden Winden über weite
Teile Europas verteilt, die Auswirkungen waren erschreckend. Sie
führten zu Schutzmaßnahmen bis hin zu Katastrophenalarmen weit
entfernt von der Unglücksquelle. Lebensmittel, die dem radioaktiven
Fallout ausgesetzt waren, wurden massenweise entsorgt. Höchst
belastet sind nach wie vor Regionen in Skandinavien und im südlichen
Bayern. Bei den Rettungsarbeiten starben Hunderte von sowjetischen
Soldaten. An den Spätfolgen leiden und sterben noch heute diese so
genannten Liquidatoren. Die Opfer in der Zivilbevölkerung, die an
verschiedensten Krebserkrankungen starben oder noch leiden und die
nachgeborenen Kinder, die krebskrank oder behindert auf die Welt
kamen und kommen, können nur geschätzt werden, da eine genaue
Erfassung von den staatlichen Organisationen nicht erfolgte und auch
heute noch nicht erfolgt. Dabei werden Opferzahlen zwischen einigen
10.000 Menschen und einigen 100.000 Menschen genannt.