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Flächennutzungsplan Teublitz: Naturvernichtung XXL

Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz sind entsetzt: Einstimmig wurde im Stadtrat von Teublitz eine Planung verabschiedet, die zu großflächiger Vernichtung einmaliger Natur- und Kulturlandschaften im südlichen Landkreis Schwandorf führt.

24.01.2020

Gemeinsame Presseerklärung Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz:

Anlass: Stadtratssitzung Teublitz/Landkreis Schwandorf, Tagesordnungspunkt: Feststellungsbeschluss Flächennutzungsplan, 23.1.2020

Was zunächst in der Presse als nur einer von vielen Tagesordnungspunkten in der Sitzung des Teublitzer Stadtrates vom 23.1.2020 angekündigt war, löste kurz vorher dann doch eine kleine spontane Demonstration aus (siehe Bild): Der Teublitzer Flächennutzungsplan. Darin enthalten sind alle Projekte, die von Bürgerinitiativen und Naturschützern seit Jahren massiv kritisiert werden: Ein riesiges Gewerbegebiet (bis zu 30 Hektar!) mitten im Wald am Schwarzen Berg, eine Umgehungsstraße mit daran angeschlossenen, völlig neuen "urbanen Gebieten" am Saltendorfer Berg, und viele weitere Vorhaben zulasten der Natur. Offenbar völlig unbeeindruckt von den kritischen und tiefgreifenden Stellungnahmen, sei es von den Naturschutzverbänden oder auch von Behörden, verabschiedeten die Teublitzer Stadträte nach kurzer Erläuterung durch das Planungsbüro TB Markert den neuen Flächennutzungsplan. Dieser zielt auf maximiertes Wirtschaftswachstum. Die Vernichtung bisher weitgehend intakter Gebiete wird in Kauf genommen, Umwelt- und Naturschutz sind allenfalls nebensächlich. Nicht einmal eine Aktualisierung des Landschaftsplanes parallel zum Flächennutzungsplan wird angestrebt (wie von der Regierung der Oberpfalz angemahnt). "Diese verheerenden Pläne haben überregionalen Präzedenzfallcharakter. Entsprechend massiv werden wir Widerstand leisten", sagt Klaus Pöhler, der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz in Schwandorf. Dr. Christian Stierstorfer vom Landesbund für Vogelschutz stimmt zu: "Wenn derartige Planungen in der heutigen Zeit noch verwirklicht werden, sollten die dafür Verantwortlichen den Menschen ehrlicherweise sagen, dass für sie kurzfristige wirtschaftliche Ziele wichtiger sind als der Erhalt der Lebensgrundlagen kommender Generationen". Verärgert sind die Naturschützer vor allem deshalb, weil ihre detaillierten und fachlich gut begründeten Stellungnahmen im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung offenbar keinerlei Berücksichtigung fanden. Dasselbe gilt für die zahlreichen kritischen Stellungnahmen von behördlicher Seite, z. B. der Regierung der Oberpfalz oder der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Schwandorf, die 2017 bezüglich des ersten Entwurfes eingingen. Da der jetzt verabschiedete Flächennutzungsplan sich kaum von den Entwürfen von 2017 unterscheidet, ist es aus Sicht der Naturschutzverbände befremdlich, wenn bei der Vorstellung der Pläne durch das Planungsbüro der Eindruck vermittelt wurde, dass die Bedenken von behördlicher Seite offenbar ausgeräumt werden konnten. Ein Sonderfall ist die umstrittene Umgehungsstraße: Getarnt als "reduzierte Doppellinie" wird sie im Flächennutzungsplan bereits sehr konkret dargestellt: dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gezeigte "Vorzugstrasse" eine zentrale Rolle bei weitreichenden Plänen im Süden von Teublitz hat, wo ein "urbanes Gebiet" aus dem Boden gestampft werden soll. Angesichts der Vorbereitungen für ein angeblich ergebnisoffenes Raumordnungsverfahren, in dem verschiedene Umgehungs-Trassen hinsichtlich ihrer Raumverträglichkeit begutachtet werden, sind diese Pläne als Affront zu werten. "Es ist eine dreiste Respektlosigkeit gegenüber der Regierung der Oberpfalz, wenn mitten in den - im Übrigen sehr teuren - Vorbereitungen für ein Raumordnungsverfahren nun schon planerische Tatsachen geschaffen werden.", so Dr. Christian Stierstorfer vom LBV. Klaus Pöhler vom Bund Naturschutz sagt dazu: "Offenbar sollen diese Straße und auch die anderen Vorhaben nach dem Motto 'Augen zu und durch' brachial durchgesetzt werden." Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Themen Nachhaltigkeit, schonender Umgang mit Natur und Landschaft, Erhalt der Artenvielfalt und das Flächensparen im Flächennutzungsplan Teublitz keine Rolle spielen. Bei der Stadtratssitzung und der schnellen Abhandlung dieses Tagesordnungspunktes hatte man den Eindruck, dass diese großen gesellschaftlichen Themen offenbar nicht wahrgenommen werden. Passend dazu wurde in einem späteren Tagesordnungspunkt die Satzung für ein Gewerbegebiet (Teublitz Süd-Ost) beschlossen, bei dem ohne Not ein wertvolles Biotop mit Hecken, artenreichen Brachen, Zauneidechsen usw. vernichtet wird. Bild: Treffender könnte der Flächennutzungsplan der Stadt Teublitz nicht charakterisiert werden: "Zerstörungswahn" hieß es auf einem Transparent der ca. 10 BürgerInnen, die sich spontan anlässlich der Stadtratssitzung im Mehrgenerationenhaus Teublitz/Saltendorf einfanden. An die Städträte wurde die gemeinsame Stellungnahme zur Naturvernichtung im Städtedreieck (Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz) verteilt, in der das Gewerbegebiet im Wald am Schwarzen Berg und die Umgehungsstraße zentral thematisiert sind.

<link brennpunkte biotopgefaehrdender-flaechenfrass-im-landkreis.html mehr>schwandorf.bund-naturschutz.de/brennpunkte/biotopgefaehrdender-flaechenfrass-im-landkreis.html

Gemeinsame Presseerklärung Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz, 24.1.2020